Schallübertragung: Die richtige Materialwahl

  High End ?

“High End” existierte bereits vor weit über einem halben Jahrhundert. Schon in den 40ern wurden div. Anlagen für Frequenzübertragung aus heutiger Sicht allerhöchsten klanglichen Qualitätsmaßstäben gerecht. Viel Zeit den Preis für echtes High-End allgemein zugänglich zu machen?  Nicht selten werden Astronomische Preise heute für High-End Lautsprecher gezahlt. Welches große Geheimnis steckt hinter diesem High End?   Warum können Lautsprecher so teuer werden? Nun, wo zur Frequenzübertragung heutzutage unerklärlich abenteuerliche Technologien und optisch modische Konstruktionen oder künstliche Membrantechnologien verwendet werden, ist der Aufwand um so höher um sprichwörtlich das wieder in den Griff zu bekommen, falls dies überhaupt gelingt.

 

UND

Die gängige Art um ein Lautsprecherchassis zu beurteilen, stützt sich auf elektronische Messmethoden.  Demnach trifft Elektronik die Aussage, ob ein Lautsprecher einen guten Klang oder eben dieses nicht zu reproduzieren vermag. Messungen div. Arten sind sicherlich ein Hilfsmittel für das Grobe, aber zur Beurteilung des Klanges nicht geeignet. Sie geben Antworten auf selbst gestellte Fragen, der Hörapparat ist ein biologisches, evolutionäres System, kein elektronisches.                                                                       - Klangwahrnehmung: Ein Wissenschaftszweig welcher bis heute  kaum Beachtung findet. Den materialtypischen Klang der verschiedensten Membranmaterialen vermag die Elektronik nicht zu erfassen. Und hier haben wir es, welches im Wesentlichen den Charakter eines Lautsprechers ausmacht: Die Schwingungseinheit des Lautsprecherchassis, die Membran und der Schwingspulenträger. Weiter das Gehäuse in welchen das Chassis schwingt.

 

Klang?

Die Bässe sauber und tief, die Höhen frei und silbrig und die Mitten klar und nicht zu laut oder zu unterbetont? Definiert sich hier der gute Klang? Nein. Hierbei sind lediglich individuelle Vorstellungen im Spiel, welche mit Natürlichkeit des Klanges im eigentlichen Sinne kaum etwas gemein hat. Sicherlich haben gute Lautsprecher diese allgemeinen definierten Eigenschaften, aber das ist nur ein kleiner Teil des ganzen. Ermüdungsfreies Hören, Klangschönheit heißt hier die Formel. Vor 50 Jahren  existierte nun bereits High End. Schauen wir doch einfach dort hin: Welches schwingende Material stand damals dem Lautsprecherbau zur Verfügung?  Es ist die Zellulose. Natürlich gewachsene Molekühlstrukturen, in Form gebrachtes Holz.  Nun, warum werden dann immer mehr und neuartigere Materialien erfunden und verbaut? Die Wundergläubigkeit des immer wieder zahlenden Kunden kennt kaum Grenzen. Zellulose erscheint billig oder nicht revolutionär, im Gegensatz dazu wirkt Titan zum Beispiel modern, teuer. Das Superkunststoff-Chassis, ultraneu, mit Inhaltsstoffen z.B. aus der Raumfahrt wirkt super technologisch sich lesend. Sinnvoll eigentlich nur direkt im Nassbereich, weil die Membran wunderbar wasserfest ist. Das ist dabei alles.

 

Zusammengefasst: Holz bzw. Papier ist das Material, der Grundstoff für Lautsprecherchassis  Der Schwingspulenträger sollte, wenn möglich, das ebenfalls sein. (Einige Schwingspulenmaterialien kommen diesem nahe, relativ. In gewissen professionellen Treibern finden diese Verwendung)  Dieser ist mit der Membran verbunden, er gibt die Schwingung an sie ab. Das Material des Gehäuses ist ebenfalls das Holz. Auch das zeigen Erfahrungswerte.  Gehäuse aus Beton, Marmor oder Schiefer geben lediglich auf eine selbst gestellte Frage die beste Antwort bezüglich hoher Massen und hoher innerer Dämpfung.

 Musikinstrumentenbauer verwenden für ihre schwingenden Systeme, ihre Instrumente das Holz, ausgesuchtes gereiftes Holz. Nach Erfahrungswerten welche über Jahrhunderte gesammelt, überliefert und ausgefeilt wurden. Das wird sich auch in 100 oder 1000 und mehr Jahren nicht ändern können.  Wahre Akustiker sind die Instrumentenbauer. Sie sprechen aus fundierter Erfahrung , das komplette Wissen der Musikinstrumentenbauer wird seit Jahrhunderten überliefert und weiterentwickelt.  Und das ist auch jeder Lautsprecher: Ein individuell schwingendes System. Ein LS Gehäuse muss oder soll  nicht schwingen, es schwingt jedoch. Es wird im Betrieb angeregt. Immer und Jedes. Und es erzeugt dabei Töne.

Hornsysteme ermöglichen Variationen bei der Treiberwahl zu Membran - und Spulenmaterialien betreffend. Bei einem Horn wird der Schallverlauf durch Reflexion  in eine Richtung gezwungen. Hier bestimmt das Horn den Klang mit. In aller Regel massgeblich. Hierbei ist ebenso das Holz als Hornmaterial erste Wahl, sofern das Holz nicht künstlich beschichtet wird. Metallene Posaunen, Trompeten u. ä. haben den ihren typischen Charakter obwohl die Tonerzeugung menschlich ist: Direkt, eindringlich, sehr selten in der Lage Emotionen zu wecken wie Beispielsweise leicht in der Lage eine Flöte, Geige, Gitarrenspiel, Gesang. Natürlich klar ist nicht jede Person in der Lage Emotionen leicht zugänglich zu sein, dennoch zeigt es im ganzen dass unser Hörmechanismus ein biologisch evolutionäres System ist, der Charakter einer Schwingung uns zu berühren vermag.

 

Membranen

Die Schwingungseinheit des Lautsprechers ist das heikelste Element in der gesamten Übertragungskette. Ist diese minder geeignet, nützt der gesamte vorherige Aufwand kaum. Hier wird das aufwendig verstärkte, elektrische Signal gewandelt, mechanisch der Umgebungsluft vermittelt. Die Membran ist es, welche über das Signal der Umgebungsluft direkt  mit dem menschlichen Gehör gekoppelt ist. Dabei liegt das Trommelfell des Gehöres sozusagen auf der Membran, die Luft ist dabei ein Stössel.  

 

Membranbeschichtung

Die guten Instrumentenbauer erschaffen die Instrumente für die großartigsten Konzerte vergangener und heutiger Zeiten.  

Wir veredeln Membranen mit Produkten, in welchen die Erfahrung aus hunderten Jahren überlieferter Akustikerforschung steckt. Die äußere Schicht eines schwingenden Systems, eine  Geige zum Beispiel, wird dort mit genauso großer Sorgfalt betrachtetet und behandelt wie das ganze Instrument. Die äußere Schicht eines Lautsprechers ist bei der Übertragung direkt mit den Molekülen des Mediums Luft gekoppelt und gibt ihnen den ihrigen Charakter mit auf den Weg. Sie ist das letzte Glied der internen Übertragungskette eines LS – Treibers, eine weitere Akzentuierung in Richtung Natürlichkeit ist eine der Aufgaben dieser Veredelung.  Akustiklacke, oder eher “Schwingungsbalsam” werden aus vielfältigen Naturharzen, ätherischen Ölen und Mineralien in bestimmten Reihenfolgen gemischt. Ein wunderbares Mittel um einem Chassis etwas zu geben was sich nur sehr schwer beschreiben lässt, jedoch leicht zu vermissen ist.

Die Membran, das Stiefkind der Industrie. Diese Industrie hat weniger das Ziel ihrem Ohr etwas Gutes zu tun, (eigentlich eher weniger dem Ohr als dem Herzen, Musik sei für das Herz gemacht) sie muss Umsatz erbringen. Werben und damit verkaufen lassen sich immer neue Schlagworttechnologien und neuzeitliche Membrankreationen, weil der Industriezweig auch hier sich gegenseitig zu übertrumpfen versucht. Somit wird die echte Entwicklung der Werbung unter- und nachgeordnet. Das neue Chassis wird durch Vorgaben und einen Messgerätepark gezüchtet. Das Spezifische des Tones vermögen diese Geräte nicht zu erfassen, unser Hörvorgang ist und bleibt biologisch – evolutionär. Somit kommt es immer häufiger vor, dass Entwickler namhafter Firmen sich wundern warum sich nach und nach herauskristallisiert das die nagelneu, aufwendig entwickelte Lautsprecherbox schlechter klingt als so manche von ihnen selbst zuvor entwickelten Modelle, welche seit vielen Jahren ihre eigenen privaten Wohnräume zieren. Nur gut, dass der Endkunde ja genügsam ist und eher glaubt wenn er die Musik abstelle, dass er genervt durch etwas anderes sei, als durch die sündhaft teuren neuen Lautsprechermodelle.

Anmerkung: Schwingungsbalsam ist für natürliche Zellstrukturen - also Zellulose - sprich Pflanzenstoffe hin entwickelt worden. Hier vermag dieses Gemisch sich mit der Struktur der Membran vereinen und diese soauch schützen. Die endgültige Austrocknung beträgt einige Wochen. Diese Mittel sind jedoch nicht in der Lage div. künstlichen Membrankreationen etwas zu geben, welches sie materialbedingt nicht der Lage sind weiterzugeben.

Text Copyrights Matthias Werner Mohr

Medizintechniker Dipl. Ing. Uwe Blessing und Hörgeräteakustikermeister Simon Kammermeier: 

Klang und Kultur